In Jessica Jurassicas zweitem Roman hat eine Gewalterfahrung die Protagonistin zu einer Art Seismograph gemacht: Das Geschehene hallt in ihr nach und will aufgezeichnet werden. Und je lauter die Gegenwart, desto lauter auch ihre Vergangenheit, stellt sie fest, als sie in den ersten großen Schweizer #MeToo-Skandal verwickelt wird. Also begibt sie sich auf eine Reise, um dem Trauma auf den Grund zu gehen und sich ihrer Geschichte wieder zu ermächtigen: Spaziergänge am Meer, Traumatheorie in New York und spirituelle Erlösung in der Zentralschweiz.

»Gaslicht« stellt sich der Bruchstückhaftigkeit der Erinnerung. Wie kann die Natur des Traumas erzählt werden? Wie kann ein Text der überlebten Gewalt gerecht werden? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, schält Jurassica Zeitschichten und seziert patriarchale Erzählungen. In seiner sprachlichen und erzählerischen Vielschichtigkeit bricht »Gaslicht« immer wieder aus dem inhärenten popkulturellen Rahmen aus und baut auf ein intergenerationales feministisches Fundament. So verweist «Gaslicht» auf Werke von Louise Bourgeois, Verena Stefan, Carmen Maria Machado oder Tarana Burke.

Jessica Jurassica verhandelt in «Gaslicht» patriarchale Gewalt und deren Folgen öffentlich. Denn wie die Traumaforscherin Judith Herman feststellte: Traumata sind ein gesellschaftliches Problem, also muss deren Heilung eine öffentliche Angelegenheit sein.

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