Ozan Zakariya Keskinkiliç spricht mit Dominique Haensell über „Hundesohn“
Was für kraftvolle, haltlose Sätze: „Heute Nacht, wenn ich das Tier wild in die Laken werfe, werde ich Keine Zukunft von Bonaparte auf Spotify spielen. Und insallah wird mein Verstand verkommen wie ein wilder Garten.“ Ozan Zakariya Keskinkiliç schreibt solche Sätze. Sie stehen in seinem ersten Roman „Hundesohn“, der von Zekos Liebe zu Hassan erzählt. Einer Liebe, die sich dreitausend Kilometer weit weg von Berlin im Sommer in Adana abspielt. Wer die ersten Sätze nach denen von Franz Kafka und Kurt Tucholsky liest, die Keskinkiliç seinem Roman voranstellt, ist dieser Geschichte von Liebe und Grenzen, von Verletzlichkeit, Sehnsucht und Zärtlichkeit inmitten einer zerrissenen Zeit und Welt genauso verfallen wie Zeko Hassan verfallen ist. Hassan, der Nachbarsjunge in Adana, wo Zeko die Sommer von Berlin aus kommend verbringt. Hassan, den sein Dede Hundesohn nennt.
Ozan Zakariya Keskinkiliç ist kein Unbekannter. Mit seinem Gedichtband „Prinzenbad“ fiel er auf. Mit seinem Buch „Muslimaniac. Die Karriere eines Feindbildes“ bezog er sachlich Position in einem verhärteten Diskurs. Mit „Hundesohn“ setzt er eine Zäsur in der Tradition gesellschaftlich aufgeladener Literatur, einer Literatur des poetischen Furor und einer realitätsgesättigten Melancholie. Ozan Zakariya Keskinkiliç hat mit seinem Romandebüt einen Solitär geschaffen, aus der fatalen Gegenwart für die verzweifelt hoffnungsvolle Gegenwart und ihre literarische Zukunft. „Wir küssen uns die Wangen sanft (…) und die Zeit gibt es nicht. Und keine Angst, und keine Wut.“
Durch das Gespräch führt Dominique Haensell, Literaturwissenschaftlerin, Journalistin und ehemalige Co-Chefredakteurin des feministischen Missy Magazine.
Einlass: 18:00 Uhr