Lesung und Gespräch
Moderation: Helmut Böttiger

„Ich hatte ferne Kontinente bereist, aber für das Andere in nächster Nähe war ich blind geblieben.“ Anne Weber

Wo die Stadt aufhört und die Vorstadt anfängt, ist in Paris klar markiert durch den Périphérique, den zu überschreiten Anne Webers Erzählerin bislang kaum in den Sinn gekommen ist. Denn was gibt es dort, in den Banlieues, außer einem Geflecht aus Schienen, Schnellstraßen und Autobahnen, zwischen denen Lagerhallen, gewaltige Supermärkte und Millionen von Menschen eingeklemmt sind? Als ihr alter Freund Thierry ihr jedoch vorschlägt, ihn für einen Film durch die Vorstädte des Départments Seine-Saint-Denis zu begleiten, folgt sie ihm auf den von Schrotthalden umgebenen muslimischen Friedhof von Bobigny, auf dem ein algerischer Olympiasieger der 1920er-Jahre begraben liegt, und geht mit ihm an tausend andere von Kolonialismus und Leid, von Hoffnung und Fortschritt erzählende Orte. Und auch Thierry selbst entpuppt sich als Teil dieser ihrem Blick bislang verborgenen Welt. Anne Weber, 1964 in Offenbach geboren, lebt seit 1983 als freie Autorin und Übersetzerin in Paris. Sie hat sowohl aus dem Deutschen ins Französische übersetzt (u. a. Sibylle Lewitscharoff, Wilhelm Genazino) als auch umgekehrt (Marguerite Duras). Für ihr Buch „Annette, ein Heldinnenepos“ wurde Anne Weber mit dem Deutschen Buchpreis 2020 ausgezeichnet.

In Zusammenarbeit mit dem Institut français
Eintritt: 14,-/12,-/7,- €

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix