Freitag, 28.06.2024
um 20:00 Uhr

Kolvenburg
An der Kolvenburg
48727 Billerbeck





Ensemble Thouraya: SIGNS FROM HEAVEN - ZEICHEN DES HIMMELS

Künstler:innen:
Raphaela Danksagmüller (Duduk, Kaval, Fujara), Bassem Alkouri (Kanun, Gesang)

Thouraya: ein Fest- und Himmels-, ein Nacht- und Lichtname. Als Bassem Alkhouri „Signs from Heaven“ komponierte, tauften Raphaela Danksagmüller und er ihr außergewöhnliches Ensemble auf den Namen „Thouraya“, arabisch für „Stern, Sterne“. Gemeint sind die Pleiaden, sieben aus ihrem Sternhaufen herausleuchtende Sterne, oder eine Lichtergruppe, die man für ein Fest aufstellt.

Bei den Summerwinds stellt Thouraya den Mond in den Mittelpunkt. Unzählige Werke der orientalisch-arabischen Literatur und Musik rufen ihn als Symbol oder Metapher auf und an – leidenschaftlich, innerlich und expressiv. Um die Liebe und die Nacht, um Schönheit und Göttlichkeit geht es in den traditionellen armenischen, aserbaidschanischen, türkischen und syrischen wie auch in den zeitgenössischen Instrumentalstücken und Liedern. Weich und melancholisch das Duduk mit seinem extrem großen Doppelrohrblatt, glanzvoll die Obertöne der Fujara, sanft die Klänge der Hirtenflöte Kaval. Virtuoses Funkeln auf dem Kanun, dazu ein warmer Tenor, der in den Originalsprachen singt. Selbstverständlich moderieren Danksagmüller und Alkhouri ihr Programm.

Bassem Alkhouri ist ein Meister des Kanun, der syrischen Zither, die er in seiner Heimatstadt Damaskus studierte. Zudem ist er als Konzert- und Opernsänger in ganz Europa gefragt. Sein Gesangsstudium absolvierte er in Den Haag und an der Akademie der Holländischen Nationaloper in Amsterdam. Raphaela Danksagmüller studierte in Wien und Amsterdam Blockflöte, in Eriwan bei Gevorg Dabaghian Duduk. Sie ist eine der führenden Duduk-Spielerinnen und tritt, auch mit Kaval, Blockflöte, Fujara, als Solistin und Mitglied renommierter Ensembles in Europa, Asien und den USA auf.

SIGNS FROM HEAVEN
Bassem Alkhouri (*1976): Signs from Heaven
Traditional, Armenien: Aparani Par
Giel Vleggaar (*1974): Dulcinea für Duduk, Kaval, Electronics
Rawhi Al-Khammasch (1923–1998): Samai Nahawand
Gamil Baschir (1920–1977): Bi Noukhroyto
Traditional, Syrien: Bellazi Askara (Muwashah)

Fotos: Nils Klinger, Raphaela Danksagmüller

Der VVK startet am 06.05.2024

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

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SUMMERWINDS FESTIVAL: Duo Tabea Debus, Samuele Telari: Shards of Light & Ensemble Sonorità: A Bird Fancyer´s Delight
Doppelkonzert: Die beiden Konzerte finden nacheinander im Erbdrostenhof statt. Mit dem Erwerb eines Tickets sind Sie zum Besuch beider Konzerte berechtigt. Gesamtdauer: 19:30-22:00 Uhr.

Doppelkonzert Teil 1: SHARDS OF LIGHT – SCHERBEN AUS LIGHT
Tabea Debus (Blockflöten) & Samuele Telari (Akkordeon)

Wenn Licht (sich) bricht, gibt es keine Scherben – sondern allererst eine sichtbare Welt. In Scherben aber kann Licht sich betörend brechen: der Sonnenstrahl in einem Stück Glas, der Schein einer Straßenlaterne im Splitter des Asts, der nachts in einer Pfütze schwimmt, das Lodern der Kerze, das Schillern des Regenbogens in einem zerbrochenen Spiegel, einer einzelnen Träne. So viel Schönheit, etwas Neues entsteht im freien Spiel von Scherben und Licht.

Große Komponist:innen bringen kleinste Fragmente zum Leuchten, machen aus „Scherben“ Neues, etwas Ganzes. Aus Motiven und Themen, die sie drehen und wenden, andern entgegenstellen, in weitere Kontexte tragen, verzieren, variieren, erweitern, wieder zusammensetzen, kom-ponieren, entstehen Welten.

In „Shards of Light“ machen Tabea Debus und Samuele Telari solche Splitter in den Werken, die aus ihnen entstehen, hörbar. Etwa Bachs ergreifendes Thema des Siciliano seiner c-Moll Sonate, aus dem später das große „Erbarme dich“ seiner Matthäus-Passion wird. Der Argentinier Alex Nante greift in „Herbstlicht“ Bachs 2. Französische Suite auf. In Dowlands melancholischer Tränen-Pavane, aus der später das berühmte Lied „Flow my tears“ wurde, erkennt man in den vier absteigenden Tönen, die sich wiederholen, fallende Tränen. Welch geheime Scherben hat Simone Cardini dem Duo, das er für Tabea und Samuele komponiert hat, eingeschrieben?

Tabea Debus, international preisgekrönt, verfolgt derzeit noch von London aus eine weltweite Karriere, im Oktober tritt sie eine Professur in Hannover an. Auch Samuele Telari gewann renommierte internationale Wettbewerbe. Konzerte führten ihn durch ganz Europa, nach Russland und Kolumbien. Er ist Professor am Konservatorium Domenico Cimarosa im italienischen Avellino.

SHARDS OF LIGHT
Béla Bartók (1881–1945): Sechs Rumänische Volkstänze
Johann Sebastian Bach (1685–1750): Sonata in c-Moll, BWV 1017 | Präludium und Fuge Nr. 22, BWV 867
Heitor Villa-Lobos (1887–1959): Ária. Bachianas Brasileiras Nr. 5
Alex Nante (*1992): Luz de otoño (2022, für T. Debus)
Simone Cardini (*1986): Would you keep a secret? Deutschlandpremiere
(2023, für T. Debus und S. Telari)
John Dowland (1563–1626): Lachrimae Pavan, „Flow my tears“ | Sir John Souch his Galliard
Viacheslav Semionov (*1946): Bulgarische Suite


Doppelkonzert Teil 2: A BIRD FANCYER’S DELIGHT – VOGELFREUNDS FREUDE

Ensemble Sonorità
Hojin Kwon (Blockflöte), Lea Sobbe (Blockflöte), Melanie Flores (Cembalo), Ekachai Maskulrat (Cello), Pablo Fitzgerald (Erzlaute, Barockgitarre)


„Kommt, all’ ihr Sänger des Himmels“, heißt es schon in Purcell’s Semioper „Fairy Queen“ nach Shakespeare’s „Sommernachtstraum“, aber nur ihr „harmlosen und guten“.

Vogelstimmen wurden im Barock häufig imitiert. Glaubte man, dadurch mit den zarten Wesen kommunizieren zu können, die frei am Himmel ziehn oder aber in einer Voliere leben und dennoch wunderschön singen? Man freute sich an ihrem Gesang und projizierte die eignen Gefühle in sie hinein. Das war so populär, dass 1717 eine Flageolet-Schule – das Flageolet ist eine Miniblockflöte, die bei Gentleman-Amateuren beliebt war – unter dem Titel „The Bird Fancyer’s Delight” (Des Vogelfreundes Freude) erschien, die auch dazu anleitet, Vögeln im Käfig neue Melodien beizubringen. Man erhob die gefiederten Freunde zum Symbol – für Unschuld und Reinheit der Liebe oder die Melancholie und Dunkelheit glühenden Verlangens. So etwa die Nachtigall Hotteterres in der Arie „Pourquoi doux rossignol“: „Aber wenn du meine Liebe nicht erträgst, so überlass mein Herz dem Feuer, das es verschlingt. / Warum, du süße Nachtigall, wachst du in diesem dunklen Raum vorm Morgengrauen auf?“ Nicht zuletzt erinnert, oft augenzwinkernd, komponierter Vogelgesang ans muntere Zwitschern, leidenschaftliche Vögeln unsrer eigenen Spezies, etwa in den Blockflötenduetten in Purcells C-Dur-Sonate und Williams’ Sonata Secunda.

Für Komponisten aber lag in der Nachahmung von Vogelgesang noch ein anderer Nutzen: „Das ist doch Natur!“ Mit diesem Hinweis konnten sie die Virtuosität und Expressivität ihrer Stücke, extravagante Melodiesprünge, Verzierungen und Tonrepetitionen oder humoristische Elemente legitimieren und die strengen vorgegebenen Kunstformen durchbrechen – ihre Phantasie singen und fliegen lassen, vogelfrei.

Das Ensemble Sonorità vereint junge Barockspezialist:innen, die sich an der Schola Cantorum Basiliensis, einer der weltweit führenden Hochschulen für historisch informierte Aufführungspraxis, fanden und durch eigene Arrangements und Improvisationen hervortraten. Sonorità ist Preisträger u.a. des 19. Biagio Marini Wettbewerbs.

A BIRD FANCYER’S DELIGHT
John Walsh (1666–1736): The Starling
Henry Purcell (1659–1695): A Birds Prelude | Sonata VII in C-Dur Z. 808
William Williams (1675–1701): Sonata Secunda | Sonata in Imitation of Birds
Angelo Michele Bartolotti (1615–1681): Passacaille in G-Dur
Jacques-Martin Hotteterre (1673–1763): Doux sommeil | Pourquoy doux Rossignol
Jean Philippe Rameau (1683–1764): Le Rappel des Oiseaux
Johann Christoph Pez (1664–1716): Concert pastorella
Marco Uccellini (1603/10–1680): Sonata XVII | Aria sopra „La Bergamesca“
Claudio Monteverdi (1567–1643): O come, sei gentile, caro augellino
Tarquinio Merula (1595–1665): Sonata 20: Ciaccona für 2 Violinen und Basso obligato

Fotos: Kaupo Kikkas

Der VVK startet am 06.05.2024
SUMMERWINDS FESTIVAL: Else Ensemble: Grosses, neu entdeckt
Große Romantik von Brahms und Komponist:innen, die verdienten, bekannter zu sein. Sie zu promoten, hat sich das Else Ensemble zur Aufgabe gemacht.

Seine Klarinettensonate Es-Dur entstand, als Brahms eigentlich nicht mehr hatte komponieren wollen. Doch dann hörte er 1891 den Klarinettisten Richard Mühlfeld – und schrieb die wohl schönsten Kammermusiken für Klarinette überhaupt. Orchestral, aber nicht pathetisch der harmonische Reichtum seines Opus 120,2. Herbstlich gedämpftes Licht durchweg. Die „vielen inneren Schönheiten und Herrlichkeiten“ der Sonate hob das Musikalische Wochenblatt 1895 hervor, sie sei eine „Quelle der reinsten Freuden“. Ob Brahms beim Komponieren auch an Clara Schumann, seine Jugendliebe, lebenslange Freundin und Beraterin, gedacht hat, an ihre Drei Romanzen von 1853, diese Charakterstücke gegensätzlicher Stimmungen, lyrisch innig, leidenschaftlich schwebend, die erst 1983 (!) verlegt wurden?

Gustav Jenner war Brahms’ einziger Kompositionsschüler. Sein dicht gewebtes Trio strahlt in herbstlicher Milde, bezaubert durch Gesanglichkeit, Farbigkeit, Gelöstheit. Von Brahms wie von Max Reger beeinflusst, ist das Werk Johanna Senfters dennoch urwüchsig: große Bögen, starke Emotionen, eine „außerordentliche melodische Erfindungskraft und eigenständige Gestaltungsformen“, eine „Konzentriertheit, die höchste Bewunderung verdient“ (Shelly Ezra).

Das deutsch-israelische Else Ensemble, das sich der Aufführung vernachlässigter Werke widmet, hat sich nach der Dichterin und Malerin Else Lasker-Schüler benannt. Es spielt in wechselnden Formationen, besteht aus Preisträger:innen wichtiger Wettbewerbe, Mitgliedern international führender Orchester und Solist:innen und tritt europaweit sowie in Israel in prestigeträchtigen Konzertreihen auf.

GROSSES, NEU ENTDECKT
Johannes Brahms (1833–1897): Sonate Es-Dur op. 120 Nr. 2 für Klarinette und Klavier
Gustav Jenner (1865–1920): Trio Es-Dur für Klarinette, Horn und Klavier
Clara Schumann: (1819–1896): Drei Romanzen, op. 22 für Viola und Klavier
Johanna Senfter (1879–1961): Sonate op. 37 für Klarinette, Bratsche, Horn und Klavier

Künstler:innen:
Shelly Ezra, Klarinette
Lena Eckels, Viola
Kristian Katzenberger, Horn
Naaman Wagner, Klavier

Foto: Rafael Herlich

Der VVK startet am 06.05.2024