Für Standing Ovations sorgte das Youth Symphony Orchestra of Ukraine, als es vor zwei Jahren, wenige Monate nach Beginn des brutalen russischen Angriffs auf die Ukraine, erstmals bei Lucerne Festival gastierte. Nun kehren die jungen Musiker*innen zurück, während in ihrer Heimat immer noch der Krieg tobt und täglich zahllose Opfer fordert. Deshalb beginnt das Konzert mit der Uraufführung eines Requiems von Evgeni Orkin, der 2023 mit dem Europäischen Kompositionspreis ausgezeichnet wurde: Gewidmet ist es dem jungen Schriftsteller Maxim Krivtsov, der Anfang Januar an der Front getötet wurde, einen Tag nach Erscheinen seines ersten Gedichtbands. Unter dem Eindruck eines Kriegs, des Ersten Weltkriegs nämlich, entstand auch Edward Elgars elegisches Cellokonzert, sein letztes Meisterwerk. Die zweite Konzerthälfte führt uns dann mit Schumanns beschwingter Frühlingssinfonie «aus dem Dunkel ins Licht». Denn für Dirigentin Oksana Lyniv, die das Youth Symphony Orchestra of Ukraine 2016 ins Leben rief, erweist sich die Musik «als eine unzerstörbare Kraft, die lauter und deutlicher wirken kann als alle Bomben und Maschinengewehre».
Programm: Orkin | Elgar | Schumann
Müssen Orchester eigentlich immer im Sitzen spielen und die Musik aus den Noten ablesen? Oder geht das nicht auch auswendig und frei? Das in Berlin beheimatete Ensemble Stegreif, das 2015 gegründet wurde und Musiker*innen aus vielen Ländern umfasst, nennt sich ein «improvisierendes Sinfonieorchester». Es nimmt sich bekannte Repertoireklassiker vor, «rekomponiert» sie aber und hebt sie damit in unsere Zeit. Wie Anton Bruckners Siebte Sinfonie, die Stegreif-Mitglied Alistair Duncan zum 200. Geburtstag des Komponisten bearbeitet hat. Auch Saxofon, E-Gitarre und Drumset dürfen hier mitspielen, es wird gesungen, und die Ausführenden bewegen sich dabei locker über die Bühne. Natürlich erklingt unüberhörbar Bruckners Musik, aber eben anders: mal jazzig und mal volksliedhaft angehaucht, mal mit arabischen Einsprengseln oder mit Techno-Beats versehen. Gerade das «Adagio», das Bruckner auf den Tod Richard Wagners schrieb, wird so zur «komponierten Trauerarbeit für eine (un)mögliche Zukunft». Für seine bisherigen «#free ...»-Projekte wurde Stegreif u. a. mit dem Würth-Preis und als Trendmarke des Jahres 2019 ausgezeichnet; zuletzt erhielt es 2023 den Tonali Award «Mut zur Utopie».