Donnerstag, 18.04.2024
um 20:00 Uhr

ROXY Werkhalle
Schillerstraße 1/12
89077 Ulm



Kaléko zum Zweiten. Nach dem großen Erfolg des ersten Albums widmet sich Dota nochmal musikalisch den Texten der Dichterin.

Mascha Kaléko fängt in den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts in Berlin an zu schreiben, ab 1929 veröffentlicht sie in Tageszeitungen, die frühen Gedichte sind pointierte Alltagsskizzen auf Berlinerisch. Sie macht sich einen Namen, verkehrt mit den Großen der Berliner Bohème im Romanischen Café. 1933
erscheint ihr erstes Buch „Das lyrische Stenogrammheft“ und findet gleich großen Anklang. Ihr Erfolg als Literatin bricht mit der Machtübernahme der Nazis jäh ab. Sie darf als Jüdin nicht mehr veröffentlichen. 1938 verlässt sie Berlin, aber die Stadt bleibt ihr fester Bezugspunkt. In einem ihrer letzten Gedichte Bleibtreu heisst die Strasse schreibt sie „Vor 40 Jahren wohnte ich hier […] Hier war mein Glück zuhause. Und meine Not. Hier kam mein Kind zur Welt. Und musste fort. Hier besuchten mich meine Freunde und die Gestapo“, sie schliesst mit der Frage „Was blieb davon? […] eine alte Wunde unvernarbt“

Dota Kehr ist Berlinerin, textet, singt und macht seit 2003 mit Schlagzeuger Janis Görlich und Gitarrist Jan Rohrbach Musik. Inzwischen haben sie 16 Alben aufgenommen und unzählige Touren im In- und Ausland gespielt. Dota trifft den Nerv ihrer Zeit oder gleich mehrere mit ihrer Musik, die hüpft und tanzt, innehält, vom Baggersee-Steg springt, schwimmt und taucht, Bis auf den Grund, was auch der Titel einer
ihrer schönsten Songs ist. Sie mixt Folk und Indietronica und lässt hier und da ihre Liebe zur brasilianischen Musik aufblitzen. Ihre Texte berühren durch Unmittelbarkeit, Dota spricht nicht vom
Elfenbeinturm, sondern von den Leuten hier und jetzt und ihren kleinen Triumphen und großen Abgründen, ihren Unzulänglichkeiten, sich in Nähe zu versuchen und in Gesellschaft zu bewegen. Sie gewinnt den Fred Jay Preis und den Preis der deutschen Schallplattenkritik, sie schreibt ungewollt kleine Hymnen, Rennrad
für alle Liebenden in der Großstadt, Keine Zeit für die Bewegung der Klimaproteste. Sie macht Platte auf Platte, ihren besten Song immer in der Zukunft wähnend, sie erarbeitet sich den Titel hardest touring woman in german showbusiness, spielt mit Band und im Duo mit Jan Rohrbach an der Gitarre.

Auf einem der Konzerte steckt ihr ein Fan ein Büchlein zu, Autorin: Mascha Kaléko. Dota ist begeistert von der Direktheit der Gedichte, der Verknappung der Sprache und fasst den Plan, aus den Texten Musik zu machen. Sie holt die Erlaubnis von Kalékos Nachlassverwalterin ein und fragt befreundete Songwriter*innen, ob sie mitmachen wollen. Alle sind begeistert, und so sind auf dieser Platte von Dota alleine gesungene Lieder, aber auch Duette mit alten und neuen Stimmen der deutschen Musiklandschaft wie Alin
Coen, Hannes Wader, Max Prosa und Konstantin Wecker zu hören. Die Platte erscheint 2020 und hält sich 8 Wochen in den Albumcharts, ein Erfolg. Die Tour dazu findet pandemiebedingt erst 2022 statt, wird aber dann vom Publikum um so mehr gefeiert. Dass Dota die Gedichte Kalékos aufgegriffen und Songs daraus
gemacht hat, ist ein Glück. Wie Dota erzählt Kaléko in ihren Texten nicht von Mythen und fernen Sphären, sondern von Menschen, Kaléko spricht von Kassenpatienten und Dota von schwangeren Frauen im Baumarkt. So ist es auch gar nicht verwunderlich, dass es Dota so leicht fiel, diesen verwandten Texten ihre Stimme zu leihen. Dota und ihre Band haben den Gedichten eine zusätzliche Ebene, neue Farben, manchmal auch zum Text in Kontrast gesetzt, gegeben und haben das Kunststück geschafft, dass man, während man die Lieder hört, kein einziges Mal an Lyrik mit musikalischer Begleitung denkt. Dota hat die Texte Mascha Kalékos in unsere Zeit gerettet, noch mehr: sie klingen, als wären sie jetzt
geschrieben, in dieser Form. Und natürlich gab es noch mehr zu entdecken in Gedichtbänden,
Essays, vermischten Aufzeichnungen und Tagebucheinträgen Kalékos. Genug für eine zweite Platte, wiederum mit bekannten Mitstreiter*innen. Diesmal sitzt das Kleid der Musik noch besser, die Texte Kalékos bewegen sich darin völlig natürlich und frei, manchmal in klassischer Liedform mit Strophen und Refrain,
manchmal eine Zeile sich beschwörend wiederholend, solange bis Jeder und Jede den Satz an seinen und ihren Kühlschrank geheftet hat „Wie schön ist es, allein zu sein“.

Seit September 2023 ist DOTA damit auf Tour.
Mit dabei:
Dota Kehr (Gesang, Gitarre), Janis Görlich (Schlagzeug), Jan Rohrbach (Gitarre), Jonas Hauer (Keyboards), Maria Schneider (Vibraphon, Percussions).

Es werden Lieder von den beiden Kaléko-Alben und einige eigene Stücke der Band zu hören sein. Akustisch,
konzertant, mitreißend!

Einlass 19.00 Uhr

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

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DOTA - In der fernsten der Fernen
Dota singt Kaléko
Kaléko zum Zweiten. Nach dem großen Erfolg des ersten Albums widmet sich Dota in einem zweiten Album nochmal musikalisch den Texten der Dichterin und geht damit auf Tournee.

Mascha Kaléko fängt in den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts in Berlin an zu schreiben, ab 1929 veröffentlicht sie in Tageszeitungen, die frühen Gedichte sind pointierte Alltagsskizzen auf Berlinerisch. Sie macht sich einen Namen, verkehrt mit den Großen der Berliner Bohème im Romanischen Café. 1933 erscheint ihr erstes Buch „Das lyrische Stenogrammheft“ und findet gleich großen Anklang. Ihr Erfolg als Literatin bricht mit der Machtübernahme der Nazis jäh ab. Sie darf als Jüdin nicht mehr veröffentlichen. 1938 verlässt sie Berlin, aber die Stadt bleibt ihr fester Bezugspunkt.

Dota Kehr ist Berlinerin, textet, singt und macht seit 2003 mit Schlagzeuger Janis Görlich und Gitarrist Jan Rohrbach Musik. Inzwischen haben sie 16 Alben aufgenommen und unzählige Touren im In- und Ausland gespielt.

Dota trifft den Nerv ihrer Zeit oder gleich mehrere mit ihrer Musik, die hüpft und tanzt und innehält. Sie mixt Folk und Indietronica und lässt hier und da ihre Liebe zur brasilianischen Musik aufblitzen. Ihre Texte berühren durch Unmittelbarkeit. Dota spricht nicht vom
Elfenbeinturm, sondern von den Leuten hier und jetzt und ihren kleinen Triumphen und großen Abgründen, ihren Unzulänglichkeiten, sich in Nähe zu versuchen und in Gesellschaft zu bewegen.

Auf einem ihrer Konzerte steckt ihr ein Fan ein Büchlein zu, Autorin: Mascha Kaléko. Dota ist begeistert von der Direktheit der Gedichte, der Verknappung der Sprache und fasst den Plan, aus den Texten Musik zu machen.
Dass Dota die Gedichte Kalékos aufgegriffen und Songs daraus gemacht hat, ist ein Glück. Wie Dota erzählt Kaléko in ihren Texten nicht von Mythen und fernen Sphären, sondern von Menschen, Kaléko spricht von Kassenpatienten und Dota von schwangeren
Frauen im Baumarkt. So ist es auch gar nicht verwunderlich, dass es Dota so leicht fiel, diesen verwandten Texten ihre Stimme zu leihen. Dota und ihre Band haben den Gedichten eine zusätzliche
Ebene, neue Farben, manchmal auch zum Text in Kontrast gesetzt, gegeben und haben das Kunststück geschafft, dass man, während man die Lieder hört, kein einziges Mal an Lyrik mit musikalischer Begleitung denkt. Dota hat die Texte Mascha Kalékos in unsere
Zeit gerettet, noch mehr: sie klingen, als wären sie jetzt
geschrieben, in dieser Form.

An diesem Abend werden Lieder von den beiden Kaléko-Alben und einige Stücke der Band mit eigenen Texten zu hören sein. Akustisch, konzertant, mitreißend!

Besetzung:
Dota Kehr (Gesang, Gitarre), Janis Görlich (Schlagzeug), Jan Rohrbach (Gitarre), Jonas Hauer (Keyboards), und Maria Schneider (Vibraphon, Percussions, Gesang)
DOTA – In der fernsten der Fernen | Mascha Kaléko 2
„…Die Wehmütigkeit des Bossa Nova aufgreifend, ist die Vertonung des Gedichts über „Die vielgerühmte Einsamkeit“. Dass diese im Grunde nur zu ertragen ist, wenn man jemanden davon erzählen kann, auf dieses Dilemma weisen Kalékos Zeilen hin. Im Saal, wenn der Refrain erklingt, singt das Publikum nun leise mit. Ja, das ist ein Gefühl, das man kennt.“ (FAZ)

„Auf nichts ist Verlass, nur auf Wunder“ sagt Mascha Kaléko in „Die frühen Jahre“. Und dieses Bild zeigt all die Kraft, die Kaléko mit ihrer Sprache aus den Widersprüchen des Lebens und ihrer Zeit zu ziehen und bündeln imstande war.
Die empathischen Vertonungen von DOTA sind Punktlandungen; sie geben dieser Sprache eine Plastizität und Aktualität, die höchst nahbar und dabei unnachahmlich ist.

Das zweite Kaléko-Album von DOTA ist noch weiter noch tiefer und noch leichter geworden als das erste. Nirgends der schwere staubige Duft von Hochkultur, der sogenannten Literaturvertonungen oft anhaftet. Die große Kunst sind nicht nur die geschmacksicheren Federstriche der Musik, die Streicher und Bläser-Arrangements, die jedem Lied sitzen wie ein Hauch von Kleid. Es ist die gelungene Verkörperung einer Verbindung von Lyrik und Klang, die eine weitere tragende Ebene schafft, auf der auch der Zuhörer einen geschützten und zeitlosen Platz findet. In der originären Atmosphäre des Spiegelzeltes wie Zuhause.

Über die Dichterin:
Mascha Kaléko fängt in den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts in Berlin an zu schreiben, die frühen Gedichte sind pointierte Alltagsskizzen auf Berlinerisch. Diese Schwester im Geiste eines Joachim Ringelnatz oder Erich Kästner schafft ihre innige, bisweilen ironische, oft herzblutig beseelte Großstadtlyrik in den 1920 und 30er Jahren in Berlin. Sie ist die Stimme der jungen Menschen, die sich in der Großstadt durchschlagen. Sie ist ebenso verliebt, müde und traurig und ebenso wenig auf den Mund gefallen wie sie. Ihr Erfolg als Literatin bricht mit der Machtübernahme der Nazis jäh ab. Sie darf als Jüdin nicht mehr veröffentlichen. 1938 verlässt sie Berlin, aber die Stadt bleibt ihr fester Bezugspunkt.

Über die Band:
Dota Kehr ist Berlinerin, textet, singt und war zunächst als Kleingeldprinzessin unterwegs. Seit 2013 spielt sie in der Besetzung mit Jan Rohrbach (git), Janis Görlich (dr) und Jonas Hauer (keys) unter dem Bandnamen DOTA Konzerte. kleingeldprinzessin.de
Auf einem der DOTA-Konzerte steckte ihr ein Fan ein Büchlein zu, Autorin: Mascha Kaléko. Dota ist begeistert von der Direktheit der Gedichte, der Verknappung der Sprache und fasst den Plan, aus den Texten Musik zu machen. Die schlichte Eleganz und zeitlose Strahlkraft ihrer Dichtkunst passt Dota Kehr wie angegossen. Dota und ihre Band haben den Gedichten eine zusätzliche Ebene gegeben, neue Farben, Ton-in Ton oder in Kontrasten. Dota hat die Texte Mascha Kalékos in unsere Zeit gebracht, noch mehr: sie klingen, als wären sie jetzt geschrieben, in genau dieser Form, für uns.
DOTAs erstes Album mit Kaléko Vertonungen hielt sich 8 Wochen in den Album Charts
Am 22.9.2024 bringt DOTA in Siegen „In der Fernsten der Fernen - Kaleko 2“ auf die Bühne und zusätzlich zu den o.g. Musikern noch 2 weitere Musikerinnen mit: Wencke Wollny (sax/klarin./voc) und Antonia Hausmann (pos/voc). Dadurch kommen wir in den Live-Genuss der illustrierenden Klangfarben, die szenenhaft die lyrischen Sprachbilder charmant performt in uns lebendig werden lassen.

Text: Francesco Wilking / Konstanze Arens
Foto: Annika Weinthal

Einlass: 19:00 Uhr