Samstag, 25.05.2024
um 15:30 Uhr

Erbdrostenhof
Salzstraße 38
48143 Münster





Ein Konzert für die Traversflöte hat Bach nie geschrieben, obwohl er dem seinerzeit neumodischen Instrument in seinem Werk eine Primadonna-Stellung einräumt. Von Wunschdenken befeuert, wurde oft über die Existenz eines Bachschen Flötenkonzerts spekuliert, gibt es doch neben den authentischen Sonaten weitere bedeutende solistische Kompositionen, Bearbeitungen, sogar eine einzelstehende konzertante Sinfonie (BWV 209/I) für die Traversflöte. Spätestens in seiner Köthener Zeit (um 1720) wird Bach auf die Traversflöte aufmerksam. Ab dann schreibt er eigene Werke für sie, wie auch Soli und obligate Partien in seinen Vokalwerken.
In seiner Kammermusik wandelt Bach oftmals Arien in Instrumentalsätze um. Dies sowie die Tatsache, dass er melodische Archetypen seines Freundes Georg Philipp Telemann bearbeitete und seine Transkriptionen sowohl mit einem neuen Klanggewand wie mit kunstvollen Koloraturen versah, liegen Thomas Küglers Rekonstruktion eines Bachschen Flötenkonzertes zugrunde. Der namhafte Traversflötist hat aus Bachs Kantate „Non sa che sia dolore“ (BWV 209) und der Sonate für Viola da Gamba und Basso continuo in e-Moll (TWV 41:e5) von Telemann ein Konzert für Traversflöte rekonstruiert. Es wird beim Bachfest Münster uraufgeführt.
Dabei schwingt im Hintergrund immer Johann Matthesons Bemerkung mit, dass erst das Verzieren einer Vorlage das künstlerische Plagiat rechtfertige. So schreibt der berühmte Musikschriftsteller des 18. Jahrhunderts: „Entlehnen ist eine erlaubte Sache; man muss aber das entlehnte mit Zinsen erstatten, d. i. man muss die Nachahmungen so einrichten und ausarbeiten, dass sie ein schöneres und besseres Ansehen gewinnen als die Sätze, aus welchen sie entlehnet sind.“

Programm:
Bach: Konzert G-Dur für Traversflöte, Streicher und B.c., BWV 1053R
Bach: Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur, BWV 1050
Bach/Kügler: Konzert h-Moll für Traversflöte, Streicher und B.c., nach Bach, BWV 209 und Telemann, TWV 41:e5 (Uraufführung)

Musiker:innen:
Thomas Kügler führen Konzerte und Kurse durch Europa, nach Taiwan, Hongkong und Japan. Als Solist, in Kammermusik-Ensembles und in Orchestern spielt er Konzerte mit Alter Musik vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert sowie zeitgenössische. Er nahm Solo-CDs und CDs mit zahlreichen Ensembles auf. Thomas Kügler unterrichtet Blockflöte, Traversflöte und Kammermusik am Conservatoire de Musique de Luxembourg und an der Hochschule für Musik Saar.
Das Abchordis Ensemble widmet sich primär der Entdeckung geistlicher Werke der italienischen Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und veröffentlichte bisher zwei hoch gelobte Alben mit bis dato unbekannter Musik des neapolitanischen Barock. Abchordis wurde u.a. mit dem 1. Preis des Int. Händel-Wettbewerbs in Göttingen und durch das europäische Kooperationsprogramm EEEmerging ausgezeichnet und spielte bei wichtigen Festivals in Frankreich, Deutschland, Italien und in der Schweiz.
Der Ensembleleiter, Organist, Cembalist Andrea Buccarella wurde 2018 mit dem 1. Preis beim Int. Wettbewerb Musica Antiqua und dem Outhere Award ausgezeichnet. Sowohl als Solist wie als Kammermusiker geht er einer intensiven Konzerttätigkeit in Europa, den USA, Korea und Japan nach und ist seit 2012 künstlerischer Leiter des Abchordis Ensembles.

Ort:
Erbdrostenhof
Der Erbdrostenhof, ein barockes, dreiflügeliges Adelspalais, wurde 1753–1757 nach Plänen des Architekten Johann Conrad Schlaun für den münsterschen Erbdrosten Adolf Heidenreich Freiherr Droste zu Vischering gebaut. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe zerstört, 1953–1970 nach alten Plänen durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) wiederhergestellt. Über dem Vestibül liegt die zweigeschossige „salle à l’Italienne“ mit illusionistischer Wand- und Deckenmalerei. Die Fresken malte Nikolaus Loder, Paul Reckendorfer aus Wien rekonstruierte sie (wie die Fresken in der Clemenskirche) 1965–1967.

Foto (c) Roman Mensing

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix