Die Normannen waren Meister der Vernetzung und Wanderer zwischen den Kulturen. Auf diese Weise wurden aus einfachen Kriegern und kleinen Herren Kulturvermittler und mächtige Fürsten. Sie beeinflussten die Geschicke Europas – politisch wie kulturell – nachhaltig. Ihrer faszinierenden und facettenreichen Geschichte widmen die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim noch bis 26. Februar 2023 erstmals eine umfassende museale Präsentation. Die Sonderausstellung „Die Normannen“ begleitet ihren beispiellosen Aufstieg vom 8. bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts, von Skandinavien bis ans Mittelmeer. Die Schau wird von der Bassermann-Kulturstiftung Mannheim und der Baden-Württemberg Stiftung großzügig gefördert.
Die Besucherinnen und Besucher gehen mit den Normannen auf eine abenteuerliche Reise. Dabei begegnen sie eindrucksvollen Persönlichkeiten – vom Wikingerführer Rollo über Emma von der Normandie, Wilhelm dem Eroberer und „Kaiserin“ Mathilde bis hin zu Roger II. von Sizilien und Konstanze von Hauteville.
Über Jahrhunderte hinweg prägten die Normannen das mittelalterliche Europa. Ihr Erfolg basierte auf Aspekten, die heute genauso aktuell sind wie im Mittelalter: Mobilität, Migration, Integration und Wissenstransfer. Aus skandinavischen Händlern, Kriegern und Siedlern – die meist unter dem Begriff Wikinger bekannt sind – entwickelten sich die Normannen und die Rus’. In der Normandie und Osteuropa errichteten sie mächtige Fürstentümer. Von der Normandie aus griffen sie nach neuen Gebieten und brachen zu fernen Ufern auf. Wilhelm der Eroberer erlangte 1066 die Krone Englands. Andere Normannen zog es nach Süden auf die Iberische Halbinsel und nach Italien. Auf Sizilien herrschten sie seit 1130 als Könige über einen blühenden multikulturellen Vielvölkerstaat und dominierten weite Teile des Handels im Mittelmeer. Sie begründeten den Prinzipat von Antiochia und kontrollierten kurzzeitig sogar Teile der nordafrikanischen Küste.
Zahlreiche bedeutende Museen und Institutionen unterstützen das Projekt. Hochkarätige Leihgaben kommen unter anderem aus London, Paris, Stockholm, Barcelona, Palermo und dem Vatikan. Unter den rund 300 Exponaten befinden sich einzigartige Handschriften, seltene Textilien, Kunsthandwerk aus Gold und Elfenbein, Schmuck und Waffen. Neben kostbaren Originalen punktet die Ausstellung mit moderner Wissensvermittlung. Aufwändige Inszenierungen, virtuelle Rekonstruktionen und Mitmach-Stationen lassen das Mittelalter lebendig werden.
dienstags - sonntags 11 - 18 Uhr, montags geschlossen, an baden-württembergischen Feiertagen 11 - 18 Uhr
Die Reiss-Engelhorn-Museen eröffnen nach dreijähriger Bauzeit das neue Museum Peter & Traudl Engelhornhaus. Es ist schwerpunktmäßig den Themen Glaskunst und Fotografie gewidmet. Zu Ehren der Stifter zeigt die Eröffnungsausstellung „Herzklopfen“ vom 22. Januar bis 29. Mai 2023 zeitgenössische Glaskunst aus der Sammlung Peter und Traudl Engelhorn. Die Sonderausstellung wird dank großzügiger Unterstützung der Bassermann-Kulturstiftung präsentiert.
Peter und Traudl Engelhorn begeisterten sich seit den 1960er Jahren für die damals neuartige, zeitgenössische Glaskunst. Jede Neuerwerbung sorgte beim Sammlerpaar sprichwörtlich für begeistertes „Herzklopfen“. Mit der Zeit spiegelte ihre Sammlung das „Who is Who“ hochwertiger zeitgenössischer Glaskunst. Von den ersten Werken der „Fucina degli Angeli“, einer Zusammenarbeit zwischen dem venezianischen Glasmeister Egidio Costantini und berühmten Künstlern des 20. Jahrhunderts, über die „Studioglasbewegung“, wie sie sich in Europa, Japan und den Vereinigten Staaten manifestierte, bis hin zu aktuellsten zeitgenössischen Werken zeichnet sich die Sammlung durch ein äußerst breites Spektrum der vielfältigen Möglichkeiten dieser Kunst aus. Die Mannheimer Ausstellung präsentiert spontan erworbene Werke aber auch zentrale Positionen bedeutender Künstlerpersönlichkeiten aus der ganzen Welt und bietet zudem eine kurze Geschichte der zeitgenössischen Glaskunst. Es sind rund 40 Arbeiten namhafter internationaler Künstlerinnen und Künstler vertreten – von Marc Chagall bis Toots Zynsky. Bereits in der Vergangenheit bereicherte das Thema Glaskunst mit den Sonderausstellungen „zart und rau“ (2015) und „Chromatik“ (2019) das Ausstellungsprogramm der Reiss-Engelhorn-Museen. Mit dem neuen Museum Peter & Traudl Engelhornhaus erhält es jetzt ein dauerhaftes Zuhause in Mannheim.
Eine Ausstellung des mudac – Kantonales Museum für Design und angewandte Kunst der Gegenwart in Lausanne in Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim.
dienstags - sonntags, 11 - 18 Uhr, montags geschlossen, an baden-württembergischen Feiertagen 11 - 18 Uhr, 24./25./31. Dezember geschlossen
Freiheit und Materialbewusstsein bilden die Pole von Siewerts künstlerischem Schaffen, das ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber schlichten Wahrheiten widerspiegelt. Seine Bilder lassen indirekt die Erfahrungen einer Persönlichkeit erkennen, die die Einschränkungen eines politischen Systems erlebte, welches die „Kunst als Waffe“ ideologischer Überzeugungen begriff. Nur in diesem Sinne ist Siewerts Kunst politisch: Als subjektiver Ausdruck jenseits der Positionierung, als sensibles Medium, das Inspiration und Doppeldeutigkeit fernab des ‚Zeitgeistes‘ mit den Mitteln des Bildes konserviert und diese Mittel selbst zum Thema macht.
Katalog zur Ausstellung
52 Seiten, 74 Abbildungen
mit Texten von Max Pommer, Erik Stephan und Henryk Gericke
ISBN 978-3-949860-00-3 // Preis: 10 Euro
Di–SO 10–17 Uhr
Sie zeigt ihm die kalte Schulter. Er stößt sie weg. Doch beide würden sich lieber leidenschaftlich umarmen.
Liebe ist Himmel und Hölle zugleich. Komplex, sexy und respektlos phantasievoll zeichnet TANGRAM die Grenzen des Tanzes, des zeitgenössischen Zirkus und des physischen Theaters neu. Von der renommierten Tänzerin Cristiana Casadio und dem Weltklasse-Jongleur Stefan Sing kreiert und aufgeführt, beschreibt TANGRAM auf fesselnde Weise den menschlichen Kampf von Anziehung und Zurückweisung.
Wo früher die Tanzschuhe auf der Tanzfläche blieben und die Jonglierbälle auf die Zirkusmanege gebunden waren, spielen heute beide wild über die Bühne. Casadio und Sing hauchen mit ihrem Zusammentreffen ihren Kunstformen neues Leben ein und erzählen eine Geschichte von Liebe, Verachtung und vor allem Macht. Ob sie wie eine Marionette an den Fingerspitzen ihres Partners hängt oder er sich vor einem Kugelhagel abschirmt - das Paar verkörpert Leidenschaft und Wut zugleich. TANGRAM fragt, was es bedeutet, sich der Liebe hinzugeben, und fragt uns, wer die Kontrolle hat. Das Stück TANGRAM wird im Rahmen unserer Gastspielreihe PLAY präsentiert, die so im CHAMÄLEON bisher nicht denkbar gewesen wäre.
Ein elegantes Hotel an der Côte d’Azur, in dem sich internationales Publikum tummelt und europäische Adelige bei Jazzbandmusik Heiratspläne schmieden – vom emsigen Personal bestens versorgt mit Cocktails. Auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich. Doch nichts ist wie es scheint. Der schüchterne Kellner Albert, der eigentlich Hotelerbe ist, verliebt sich Hals über Kopf in die aus ihrem Land vertriebene, mittellose spanische Prinzessin Isabella, die wiederum einem österreichischen Prinzen versprochen ist. Material genug für einen echten Hollywoodfilm – folgt man den Argumenten von Marylou, Tochter des vor dem Bankrott stehenden amerikanischen Filmproduzenten Makintosh. Die selbstbestimmte, moderne Frau hat sich in den Kopf gesetzt, die Firma ihres Vaters vor dem Ruin zu retten, platzt mitten ins Geschehen und wirbelt mit ihrem Unverständnis für die längst überholten Werte der alten Welt die fragile Ordnung der feinen Gesellschaft durcheinander. Das Grand-Hotel steht Kopf: wer schnappt sich wen, und wie wird der Film ausgehen?
Getragen durch Paul Abrahams vielseitige Musik – von Walzer bis Foxtrott, von Tango bis Jazz – entsteht ein lustvolles Verwirrspiel à la Hollywood. Der Witz der Handlung, wie auch die Partitur, sonnen sich noch im Abglanz der untergegangenen Weimarer Republik. Von Berliner Bühnen verbannt, bringen Abraham und seine Librettisten diese parodistische Liebeserkärung an die Absurditäten der Operette 1934 bereits im Exil auf die Bühne.
18. Projekt von „Aus den Akten auf die Bühne“. Kooperation mit der Uni Bremen und der GEW.
Einrichtung Text/Szene: Peter Lüchinger. Mit: Simon Elias, Peter Lüchinger, Michael Meyer, Petra-Janina Schultz, Kathrin Steinweg.
Das an Rohstoffen so reiche Land am Ende der Welt, ist seit über 100 Jahren mit Deutschland eng verbunden. Galt in der Geschichte allerdings die Aufmerksamkeit hauptsächlich den beiderseitigen Handelsbeziehungen, rückt das Land in der jüngsten Zeit vor allem wegen der neuen Verfassung, die sich Chile geben wird, in den Fokus.
Im Jahr 2019 führten Proteste von Schüler:innen gegen eine Erhöhung der Metropreise um 30 Pesos im Oktober desselben Jahres zu einer sozialen Revolte (Estallido social). Aus der Kritik an 30 Pesos wurde schnell eine Kritik an der Politik der letzten 30 Jahre nach dem Ende der Pinochet-Diktatur. Die Revolte richtete sich gegen die massive soziale Ungleichheit und mündete in die Forderung nach einer neuen Verfassung. In der bis heute geltenden Verfassung von 1980, die noch aus der Zeit der Diktatur stammt, ist das neoliberale Wirtschaftsmodell verankert. Darin wurde der Grundstein für die Privatisierung in elementaren Lebensbereichen gelegt.
Der im im Oktober 2020 gewählte Verfassungskonvent war global die erste(!) verfassungsgebende Versammlung, die geschlechterparitätisch zusammengesetzt war. 17 der 155 Sitze waren für Vertreter:innen indigener Völker reserviert.
Am 4. September 2022 entschieden die Chilen:innen mit einer recht deutlichen Mehrheit, dass sie die neuen Verfassung ablehnen.
Die politische Rechte mobilisierte u.a. mit Fake News vor allem gegen Indigene. Ihre Kampagne zur Ablehnung der Verfassung erhielt von rechten Parteien, von Großunternehmen und dem Chef der Handelsbörse großzügige Unterstützung. Allen voran der gescheiterte rechtsradikale Präsidentschaftskandidat José Antonio Kast, Sohn eines 1945 nach Chile geflüchteten Nazis, kämpft für ein "weißes Chile" und gegen einen „plurinationalen“ Staat.
Die Entwicklung wird global aufmerksam beobachtet, auch in Deutschland. Wie wird die weitere Entwicklung die Beziehung zwischen Chile und Deutschland beeinflussen?
Und wie positioniert sich die neue Regierung unter Präsident Gabriel Boric, einem ehemaligen Studierendenführer? Wie agiert sie gegenüber internationalen Konzernen und im Konflikt mit den Mapuches im Süden Chiles?
Die szenische Lesung lässt wie immer Quellen auf der Bühne sprechen, doch anders als in früheren Lesungen ist dieses Mal das Ende offen.
Schauplatz ROM. Der letzte König [Tarquinius Superbus] ist verbannt; die junge Republik ringt um ihre (Ver-)Fassung - bis zum Römischen Imperium ist es noch ein Stück hin. Die Macht liegt jetzt bei den Adelsfamilien [Patriziern].
Bald nicht mehr exklusiv: Das Volk hungert. Und revoltiert. Und lässt sich nicht abspeisen: Roms Senat sieht sich gezwungen, Volksvertreter zuzulassen [die berühmten Tribunen]. Die sich tatsächlich für die Belange der Plebejer einsetzen. Wenn sie diese nicht gerade in ihrem Sinn manipulieren.
Auftritt Gaius Martius. Er ist ein Held. Ein Kriegsheld. Seine Mutter führt Buch über seine Wunden. Was er ist, verdankt er ihr. Vom Kindersoldaten zur Tötungsmaschine. Roms Supersoldat. Jetzt - gerade hat er eine ganze Stadt im Alleingang geschleift, was ihm den Beinamen Coriolan einbringt - soll er in die Politik. »Konsul« Coriolan. Die Regularien des Wahlkampfs gebieten, dass er dem Volk seine Wunden zeigt, ehe dieses für ihn stimmt. Coriolan hasst das Volk.
Coriolan, seine Mutter, die höheren Familien der Stadt: Edle Produkte ihres Dünkels. Und der Held der Schlachten ist keiner, der sich im zivilen Leben beherrschen kann. Ein Wort gibt das andere und am Ende ist er nicht Konsul, sondern verbannt. Er verbündet sich mit dem Feind, seinem Lieblingskonkurrenten auf dem blutigen Feld der Ehre. Und ums Haar hätten Roms Weltmachtambitionen ein vorzeitiges Grab gefunden (wir befänden uns im Jahre 494 vor Null, wäre das Geschehen historisch verbürgt).
mit
Judith Bopp | Margrit Carls | Denis Fink | Evelyn Plank | Alexander Wagner
unter besonderer Mitwirkung von Andreas Seyferth | Sebastian Kalhammer
Regie: Andreas Seyferth
Video/Klangdesign: Ardhi Engl
Kostüm: Johannes Schrödl
Lichtdesign: Jo Hübner
Technische Einrichtung: Max Reitmayer
Technik: Marie Ayim / Paul Egenrieder
Übersetzung/Fassung: Margrit Carls
Der Showmaster Christian Legagneur trieft vor Güte, Herzlichkeit und Nächstenliebe. In seiner populären Fernsehsendung betreibt er ein vorgeblich menschenfreundliches Spiel mit den Sehnsüchten seiner Studiogäste. Nun will der Journalist Roland Wolf eine Biografie über den Publikumsliebling schreiben. Zur Recherche lädt Legagneur Roland auf seinen Landsitz ein. Nach und nach beginnt die Hochglanzfassade der berühmten TV-Persönlichkeit zu bröckeln. Aber auch Roland führt ein Doppelleben. Denn in Wahrheit ist sein Name nicht Wolf, sondern Chevalier – und er will das plötzliche Verschwinden seiner Schwester aufklären, die sich zuletzt im Haus des Moderators aufgehalten hatte. Auf ihren Spuren gerät er immer tiefer in einen Strudel dunkler Machenschaften.
Im Film Masken vereint der „französische Hitchcock“ Claude Chabrol Thriller und Lustspiel zu einem medienkritischen Pamphlet gegen die leeren Glücksversprechen des Fernsehens. Wir zeigen das Drehbuch als packendes Theatererlebnis.
Claude Chabrol
Dem Filmregisseur und Drehbuchautor Claude Chabrol (1930-2010) gelang 1959, mit gerade einmal 29 Jahren, der internationale Durchbruch. Er führte bei mehr als 60 Filmen Regie, erhielt viele bedeutende Auszeichnungen und gilt als Wegbereiter der Nouvelle Vague.
Odile Barski
Die Schriftstellerin Odile Barski wurde 1946 in Paris geboren und schreibt neben Thrillern und Romanen auch für Film und Fernsehen. Als Drehbuchautorin wirkte sie an über 150 Filmen mit. Mit Chabrol verband sie eine häufige Zusammenarbeit, die bis zu seinem Tod andauerte.
In der museumspädagogischen Werkstatt feiert eine gute Idee aus Holland Jubiläum. Seit nunmehr 10 Jahren werden Alltagsgegenstände repariert und vor der Mülltonne gerettet. In erster Linie geht es dabei um die Hilfe zur Selbsthilfe. Ehrenamtliche Allrounder helfen nach Anmeldung kostenlos bei allen möglichen Reparaturen.
In Kooperation mit der niederländischen Stiftung Repair Café: www.repaircafe.de
Alter: 5–99 Jahre, die Teilnahme ist kostenlos!
Anmeldung: Tel. 05141/12 4555
Termine
jeweils 14.00–17.00 Uhr:
02.02. | 02.03. | 06.04. | 04.05. | 01.06.