Programm:
Giuseppe Verdi (1813-1901): Messa da Requiem
(Dauer: ca. 80 Min, keine Pause)
Mitwirkende:
Kammerchor der Propsteimusik Bochum
Soli, Chor und Orchester der Hochschule für Musik u. Tanz Köln
Prof. Christopher Brauckmann, Leitung
Einführungstext (Autorin: Dr. Heike Sauer, HfMT Köln):
Das 19. Jahrhundert ist geprägt von der industriellen Revolution, zahlreichen Erfindungen, wissenschaftlichem Fortschritt, dem Bedürfnis nach nationaler Einheit und Selbstbestimmung aber auch der imperialistischen Ausweitung von politischer und wirtschaftlicher Macht und großen sozialen Veränderungen.
Von diesen Entwicklungen blieb auch die Kunst nicht unberührt. In ihr spiegelten sich die gesellschaftlichen Umwälzungen und neuen Ideen wider. Das geschah jedoch nicht immer ohne inhaltliche Auseinandersetzungen. So gab es u.a. eine Grundsatzdebatte über die „wahre Kirchenmusik“. Befürworter einer traditionellen Kirchenmusik betonten die Bedeutung der Gregorianik, der Vokalpolyphonie und der alten Meister wie Palestrina und lehnten oft moderne, "weltliche" Elemente ab. Anhänger einer zeitgemäßen Kirchenmusik sahen die Notwendigkeit, die Musiksprache der Zeit in den Gottesdienst zu integrieren. Sie befürworteten neue Kompositionen, auch unter Verwendung von Orchesterinstrumenten, und sahen darin eine Bereicherung des Gottesdienstes.
Als Giuseppe Verdi 1874 seine „Messa da Requiem“ schrieb, fiel dies genau in die Zeit dieser Debatte. Aber er ließ sich von der Auseinandersetzung um religiöse und musikalische Korrektheit nicht beirren und schrieb ein Werk, nicht für die Kirche, sondern für den Konzertsaal, in der Sprache eines genialen Bühnendramatikers mit Wucht, Dynamik und großer Emotion. Anlass für die Komposition war der Tod des italienischen Dichters Alessandro Manzoni, den Verdi sehr verehrte. Ihm wollte er mit dem Requiem ein Denkmal setzen und damit die kulturelle Größe der italienischen Nation bekräftigen.
Im Juni 1875 stellte Verdi seine Messa da Requiem an der Wiener Hofoper vor. Kein geringerer als der »Kritikerpapst« Eduard Hanslick nahm das zum Anlass, um erneut auf die Debatte von Wahrheit, Kirche und Musik einzugehen: »Verdi ist geborener Theater-Komponist; wenn er in einem Requiem beweist, was er auf fremdem Boden vermag, so bleibt er doch weit stärker auf seinem eigenen. Er kann auch im Requiem den dramatischen Komponisten nicht verleugnen; Trauer und Bitte, Entsetzen und hoffende Zuversicht, sie sprechen hier eine leidenschaftlichere und individuellere Sprache, als wir sie in der Kirche zu hören gewöhnt sind.«
Das Requiem von Giuseppe Verdi ist eines der monumentalen Werke der klassischen Musik, das durch seine emotionale Intensität, seinen Melodienreichtum und klangliche Opulenz begeistert. Die Komposition, oft als Verdis „größte Oper ohne Bühne“ bezeichnet, zieht Zuhörer auf der ganzen Welt in ihren Bann. Es ist eine Herausforderung an die jungen Musiker*innen und Sänger*innen der Hochschule für Musik und Tanz Köln, dieses Werk unter der Leitung von Prof. Christopher Brauckmann und in Kooperation mit dem Kammerchor der Propsteimusik Bochum auf die Bühne zu bringen.
Fotos: © Bernhard van Riel
Hausöffnung ca. 1 Stunde vor Konzertbeginn, Saaleinlass ab 19:30 Uhr