Textfassung: Sarah Ruhl. Übersetzung: Evelyn und Rainer Iwersen. Regie: Rodrigo Garcia Alves. Bühne/Kostüme: Heike Neugebauer. Musik/Sounddesign: Konstantin von Sichart.
Choreographische Entwicklung: Mab Cardoso Mit: Simon Elias, Tim Lee, Michael Meyer, Sofie Alice Miller/Magdalena Julia Simmel, Erik Roßbander, Kathrin Steinweg.
Die Titelfigur Orlando wird im 16. Jahrhundert als Mann, Spross eines alten Adelsgeschlechts, geboren. Er wird zum Günstling Elizabeth I., bis er sich in eine russische Prinzessin verliebt, die ihm das Herz bricht. Er verwandelt sich im 18. Jahrhundert, während er als Gesandter in Konstantinopel lebt, über Nacht in eine Frau und lernt mit Mühe und Amüsement die Bequemlichkeiten, aber auch Zwänge der neuen Geschlechterrolle kennen. Im 19. Jahrhundert begehrt sie gegen die immer restriktiveren Rollenvorstellungen auf und registriert verwundert den enger werdenden Gefühls- und Aktionsradius des gesellschaftlichen Umgangs, doch sie entdeckt die Liebe neu.
In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erleben wir sie als eine Frau, die in ihrer Zeit lebt, einer Zeit, in der sich die Menschen durch gesteigerte Mobilität und vielfältigen Konsum voneinander entfremden und die neben dem Versprechen bisher ungekannter individueller Freiheit auch den Zwang, bzw. die Verführung zur Konformität enthält. Eine mehr als 300jährige Lebensreise durch Epochen und Gender, die gesellschaftliche Konventionen und die Dimension von Zeit in Frage stellt und die Literatur und Imagination als Lebenskonstante feiert.
Der brasilianische Regisseur und Performance-Künstler und das Ensemble zeigen in der Inszenierung hervorragendes Schauspiel, ein wandelbares Bühnenbild und opulente Kostüme im Zusammenspiel. Das choreografierte Spiel des „Chores“ spiegelt den ironischen Unterton der Romanerzählung.