von Lois Alexander
Der Geruch von goldenem Pampas-Gras, darüber die feuchte Nebeldecke, Bäume ragen bis in den Himmel. Wenn ich den Kopf neige, höre ich die Schwingungen der Hochbahn und vielsprachig-überlagerte Stimmen, reflektiert von halbkreisförmigen Betonfassaden. Beides ist real, beides bin ich. Und setze ich die Drehung fort, mit dem Oberkörper, kommt der Geschmack von süß-klebrigem Reis auf die Zunge zurück. Erinnerungsfetzen überlagern sich wie Sedimente: beweglich, aneinanderreibend, Spannungen erzeugend und mich vorantreibend. Ich möchte das eingelagerte Wissen, das mir hilft, mich stärkt, das ich teilen kann, hervorholen.
Identitäten gründen in Vielfältigkeiten. Die Protagonistin von Eventually Causing the Shake ist Schwarz, weiblich, die Mittlere von mehreren Geschwistern, kalifornisch, kreuzbergerisch, die Wellen des Pazifischen Ozeans hinterließen Spuren, das Rauschen des Atlantiks lagerte sich ein… Sie ist geprägt von durchschrittenen Landschaften und diasporischen Querungen. Vom Verweilen. Und vom Tanz. Er ist das Medium, um die Einflüsse der umgebenden Landschaften zu begreifen, um die Erschütterungen im Außen und im Inneren zu erfahren und sie ins Verhältnis zu setzen. Denn seismografische Spannungen durchziehen Grund wie Körper und verbinden die Vergangenheit mit der Zukunft. Lässt sich im Tanz eine Brücke aufspannen?
Eventually Causing the Shake ist Teil der Tanzreihe Wie ich werde, wie ich sein will am Ballhaus Naunynstraße, in der drei Schwarze Choreografinnen nach den wichtigen Inspirationen, Solidaritäten und Verbindungen für die Stärkung selbstbestimmter Schwarzer Weiblich*keiten fragen.
Zuletzt war Lois Alexander in Space Creators in der Regie von Jasco Viefhues am Ballhaus Naunynstraße zu sehen. Eventually Causing the Shake ist Lois Alexanders erste Soloarbeit am Ballhaus Naunynstraße.
Foto: Naima Maleika