Ricarda Junge - Die schönste Zeit
Foto: Ricarda Junge © privat
Walli Wolf ist Grundschullehrerin aus Überzeugung, mit Widersprüchen, an der Grenze ihrer Kräfte. Zwischen überfüllten Klassen, Formblättern und Kindern, die zu wenig Zuwendung erhalten und zu viel selbst schultern, versucht sie jeden Tag, das Richtige zu tun. Doch je mehr sie sich aufreibt, desto deutlicher spürt sie, wie eng ihr eigenes Leben mit diesem Ort verknüpft ist. Die Schule wird zum Spiegel: ihrer Herkunft, ihrer Ängste, ihrer Geschichte. Was Walli den Kindern zu geben versucht – Aufmerksamkeit, Geduld, Vertrauen –, hat sie selbst nie erfahren.
Als das Verschwinden einer Kollegin Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit in einer norddeutschen Flüchtlingssiedlung weckt, tritt hervor, was sie so lange verdrängt hat: das Erbe einer Migration, die bis in die Gegenwart reicht. "Die schönste Zeit" (Edition Faust) erzählt mit erzählerischer Genauigkeit und poetischer Klarheit von einem Leben zwischen Fürsorge und Überforderung, Herkunft und Anpassung, Wut und Würde. Ein Roman über den Alltag im System Schule – und darüber, wie Vergangenheit und Gegenwart unauflöslich ineinandergreifen.
Einlass ab 18:30 Uhr