Text: Eike Besuden, Petra-Janina Schultz. Es lesen: Simon Elias, Franziska Mencz, Michael Meyer, Norhild Reinicke, Markus Seuß, Magdalena Julia Simmel, Kathrin Steinweg, Isabel Zeumer, Andrea zum Felde. Eingesprochener Text: Ulrike Knospe.
Wie zerlege ich erfolgreich eine Familienfeier zum 100sten Geburtstag?
Das Foto von Friedrike, der Jubilarin, hängt an der Wand. Sie hatte ein kaum zu entwirrendes Leben im Nationalsozialismus, im Krieg und dann in der DDR. Ihre Kriegstraumata hat sie bis zu ihrem Tod in sich selbst versteckt. Kinder, Enkel und Urenkel kommen an ihrem 100sten Geburtstag zusammen, um sich zu erinnern und an sich selbst zu erfahren, welchen Friederike-Anteil sie in sich tragen. Die einen geben sich harmonische Mühe für einen gelungene Fest, die anderen öffnen sich mit ihren Wunden und die Verdränger wollen nur ihre Ruhe. - Der Versuch gelingt, aber nur bis es kracht.
Gefühle in einer Achterbahn mit Gegenverkehr, das kann nicht gut gehen. Klaus ist so angepasst, dass er allen nach dem Mund redet oder sich in Zynismus flüchtet. Marie hat Karriere gemacht als Sportlehrerin - und als IM für die Stasi, das weiß aber niemand, bis sie sich selbst verplappert. Janosch gefällt sich in der Rolle des Stänkerers, der sich genüsslich mit allen anlegt. Sandy kümmert sich um alles, aber ohne Bestätigung und Anerkennung durch die anderen. Sie flieht in den Alkohol und zur AfD. Alex hasst Janosch wegen einer Kindheitserinnerung, aber sie hasst den Falschen. Tatjana versucht sich – erfolglos – durchzuschlängeln. Und Andreas zieht Fäden – in Abwesenheit.
Nur Friederike blickt stumm aus ihrem Portrait an der Wand und erinnert sich an andere Geburtstage in ihrem Leben.