Sonntag, 21.07.2024
um 11:30 Uhr

Kunsthaus Kannen
Alexianerweg 9
48163 Münster





„Aus der Seele muss man spielen und nicht wie ein abgerichteter Vogel.“ Der berühmte Satz C.P.E. Bachs markiert den Beginn der Moderne in der Musik. Komponisten und Interpreten stellen nicht mehr, wie im Barock, Affekte dar, indem sie Regeln ihrer Darstellung „wie abgerichtet“ befolgen. Nun drücken Individuen sich aus, bringen ihre Gefühle und Stimmungen zum Ausdruck, subjektiv, ungebunden, Komponisten wie Interpreten. Ziel ist, das Publikum emotional zu packen: „Indem ein Musikus nicht anders rühren kann, er sei denn selbst gerührt; so muss er notwendig sich selbst in alle Affekte setzen können, welche er bei seinen Zuhörern erregen will; er gibt ihnen seine Empfindungen zu verstehen und bewegt sie solchergestalt am besten zur Mit-Empfindung“ (C. P. E. Bach) – wie Anna Kamarova und Veronika Salikhova.

Schumanns Romanzen sind berückend in ihrer Schlichtheit und Beschaulichkeit, „zarte, duftende Blumen“, die, wie er meint, „keinen Triumphzug durch den Salon machen wollen, sondern im stillen Kreise das Gemüt erquicken“. Dopplers Fantasie ist ein Kernstück des Flötenrepertoires: emotional, elegisch, quasi improvisierte, rhythmisch freie Kadenzen, Tanzsaalpassagen. Virtuos auch Schuberts Arpeggione-Sonate, aber eher für die Seele geschrieben als für die Show, mit brillanten Passagen für beide Instrumente. Vielleicht noch mehr als im Original für Violine und Klavier kommt in der Fassung mit Flöte die Musik von Debussys Sonate aus einem großen „Schatten“: „Die Musik beginnt da,“ sagt der Komponist, „wo das Wort unfähig ist, auszudrücken. Musik wird für das Unaussprechliche geschrieben; ich möchte sie wirken lassen, als ob sie aus dem Schatten herausträte und von Zeit zu Zeit wieder dahin zurückkehrte“. Ein geheimnisvolles Thema zu Beginn in Dutilleux’s Sonate, lyrisch das Andante, eine schwierige Kadenz und am Schluss ein rasantes Accelerando, heftiger und heftiger, bis ins dreifache Forte.

Anna Komarova gewann, neben anderen internationalen Preisen zuvor, den 1. Fürstenau Flöten Wettbewerb 2023 in Münster. Seit 2022 ist sie Soloflötistin im MusicAeterna Orchester von Teodor Currentzis. Veronika Salikhova ist Dozentin an der Int. Musikakademie Anton Rubinstein und Lehrkraft für besondere Aufgaben (Korrepetition) an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf.

Künstlerinnen:
Anna Komarova, Flöte
Veronika Salikhova, Klavier

AUS DER SEELE
Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788): Flötensonate D-Dur, H 505, Wq83
Robert Schumann (1810–1856): Drei Romanzen, op. 94
Franz Doppler (1821–1883): Fantaisie pastorale hongroise, op. 26
Franz Schubert (1797–1821): Sonate a-Moll „Arpeggione“ D.821
Claude Debussy (1862–1918): Sonate Nr. 3 g-Moll fl.148
Henri Dutilleux (1916–2013): Sonatine

Foto: privat, Anna Firsova

Der VVK startet am 06.05.2024

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