Verwurzelt in der Tradition, und der Gegenwart offen zugewandt, ausgestattet mit Talent für tänzerische Vielfalt, Komposition und Dichtung, öffnen sich im Zusammenspiel von Carina La Debla und ihren drei hervorragenden Musikern neue Blüten der Flamenco-Kunst. Weitab von Klischee und stereotypen Geschlechterrollen entstehen Momente des echten Miteinander in Musik und Tanz. Gemeinsam schaffen die vier Künstler Raum für Poesie in der Tiefe der Zerrissenheit, in der Ruhe der inneren Suche, und in der schwindelerregenden Freude, wenn Kraft und Lebensenergie sprudeln.

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Die Tänzerin Carina La Debla lebt als gebürtige Deutsche seit fast dreißig Jahren in Andalusien, dort, wo der Flamenco entstanden ist. Die stolze Flamenca, die sich als Frau ausdrucksstark gebärden darf, scheint das Markenzeichen des Flamenco-Tanzes zu sein. Tatsächlich geht es aber längst nicht mehr nur um die Behauptung und Selbstbestimmung innerhalb einer kodierten Rolle, sondern um Authentizität. Und die ist nur dann möglich, wenn auch das Korsett dieser Rolle aufgebrochen wird.

Bereits am Anfang ihrer Tanzkarriere machte Carina klar, dass sie zwar in die andalusische Kultur tief eintaucht, ihrer eigenen süddeutschen Kultur aber nicht entsagt. Sie nutzt von beiden das, was sie bereichert. So ist der deutsche Ausdruckstanz ebenso ein Element ihrer Körpersprache wie der zeitgenössische Tanz und der Flamenco. Letzteres unterstrich jener Sänger, der Carina den Beinamen \"La Debla\" gab: Es ist der Name der weiblichen Gottheit auf caló, der Sprache der spanischen Roma, und zugleich der Name einer der tiefsten und ursprünglichsten Flamenco-Gesänge.

Vor über zehn Jahren eroberte sie sich mit \"Flamenco por libre\" stilistisch neue Freiheit in ihrer Flamenco-Performance, und 2019, in \"Flamenco telúrico\", war zu spüren, wie die Tiefe und das Erdige des spanischen Tanzes auch in Barfuß-Choreographien und Sequenzen zu elektronischer Musik durchklingen. \"Florilegio\" ist nun die aktuelle Auslese an Früchten und Blüten ihrer tänzerischen Reife, mit der sie spielerisch, poetisch, kraftvoll und rasant die Präsenz der entfalteten Weiblichkeit feiert. In ihrem eleganten und muskulösen Körper wird jede Bewegung zur getanzten Kommunikation.

Allerdings gibt es an diesem Abend keine Solistin im hierarchischen Sinne, sondern vier Gleichberechtigte: Die Tänzerin und ihre drei männlichen Mitspieler. Der Sänger, Kisko de Alcalá, ist mit seiner mal rauen und durchdringenden, mal feinen und modulierenden Stimme auch Autor einiger Texte, die er singen wird. Der Gitarrist José Luis Medina ist eingefleischter Tanzbegleiter und hervorragender Komponist, und Andrej Vujicic ist ein Allrounder auf Percussion-Instrumenten unterschiedlichster Couleur.

Alle drei sind so einfühlsam wie virtuos, so klang- und rhythmusgewaltig wie poetisch. Zusammen mit Carina La Debla haben sie sich für diesen Flamenco-Abend so vorbereitet, dass sie als eingespieltes Team nicht nur das Publikum, sondern auch sich selbst mit aussergewöhnlichen und neu entstehenden Blüten ihrer Kunst überraschen werden.

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