Montag, 16.10.2023
um 20:00 Uhr

Elbphilharmonie - Großer Saal
Platz der Deutschen Einheit 1
20457 Hamburg



Der gefeierte britische Künstler, Produzent, Komponist und Experimentalmusiker Matthew Herbert präsentiert mit The Horse eines seiner bisher außergewöhnlichsten Projekte. Auf der Grundlage eines Pferdeskeletts in Originalgröße und in Zusammenarbeit mit dem London Contemporary Orchestra und einer Vielzahl namhafter Gastmusiker erschafft Herbert auf The Horse eine neugierige, rastlose und äußerst originelle und fast schon rituelle Soundcollage.

Das Projekt begann mit der Suche nach dem größtmöglichen Tierskelett, um es klanglich zu erforschen. Das von Herbert erworbene Pferdeskelett war dabei mehr als nur eine Klangquelle, denn es enthüllte bald verschiedenste Möglichkeiten der Inspiration. Einer der wichtigsten Erzählbögen des Albums ist beispielsweise die Darstellung der Entwicklung der menschlichen Musik selbst, die mit einem fesselnden, primitiven Flötenspiel aus den Oberschenkelknochen des Pferdes und aus Rippen und Pferdehaar gefertigten Bögen beginnt. In der Mitte des Albums hört man das rituelle Klirren roher Saiten (von einer Darmsaite, die über das Becken gespannt ist), bevor es in einer wilden elektronisch-akustischen Fusion gipfelt, die ebenso grandios wie treibend ist. Die musikalische Bandbreite des Albums zeugt von Herberts umfassender Erfahrung in den Bereichen Elektronik, zeitgenössische Klassik und Jazz - eine gewagte und durchweg fesselnde Sammlung von Kompositionen.

Auch das Thema des Pferdes selbst und seine Bedeutung in der Geschichte der Menschheit wurde zu einem wichtigen Fokus für das Album. Das Material stammte aus unzähligen Quellen, einschließlich ortsspezifischer Arbeiten wie der Aufnahme von Hallimpulsen vor antiken Höhlenmalereien von Pferden in Nordspanien und der Aufnahme von Klängen an der Ecke der Rennbahn von Epsom, wo die Frauenrechtlerin Emily Davison 1913 von einem Rennpferd von König George V. niedergetrampelt wurde. Über 6900 Pferdegeräusche wurden dem Internet entnommen, Trommeln aus Pferdefell gefunden und gespielt und sogar ein Shaker aus einer Mischung aus Zement und dem Sperma eines Polo-Pferdes hergestellt. Instrumentenbauer wie Sam Underwood, Graham Dunning, Henry Dagg und Lee Patterson wurden beauftragt, sich Teilen des Skeletts auf unterschiedliche Weise zu nähern. Einige schufen mechanische Schlaginstrumente und schnitzten die bereits erwähnten Knochenflöten, andere bliesen winzige Luftblasen durch die Halswirbel.

Neben dem London Contemporary Orchestra enthält The Horse auch Beiträge von weltweit führenden Solisten aller Generationen, darunter Shabaka Hutchings und Theon Cross von Sons of Kemet, Evan Parker, Danilo Pérez, der regelmäßig mit Wayne Shorter zusammenarbeitet, Seb Rochford von Polar Bear und Edward Wakili-Hick von Kokoroko. Zusätzliche Sounddesign-Arbeiten wurden von Rana Eid in Beirut und Ella Kay in Manchester durchgeführt. Ihre jeweiligen instrumentalen und texturalen Akzente fügen sich in die Arbeit des London Contemporary Orchestra ein, eines Kollektivs, das für seine ungewöhnlichen und erweiterten Spieltechniken gefeiert wird und regelmäßig von Jonny Greenwood, Thom Yorke und anderen herangezogen wird. Auf diesem Album arbeiteten sie vor allem mit Unmittelbarkeit, nahmen in einer Sitzung rohe Samples auf und spielten in der nächsten Sitzung zu sich selbst, wodurch ein zirkulärer Kompositionsstil entstand, der gegen die klassischen Konventionen verstieß.
The Horse bleibt Herberts geschichtsträchtigem Erbe in Sachen durchdachter, experimenteller Musik treu, ist aber noch viel breiter angelegt als sein bisheriges Werk. Trotz der vielen Einflüsse und Stile, die von klassischem Minimalismus bis hin zu lebhaftem, organischem Techno reichen, handelt es sich um ein fokussiertes Album, das so konzipiert ist, dass es in einer Sitzung als Gesamtwerk erlebt werden kann, und dennoch ist jeder Klang mit Herberts neugieriger Absicht aufgeladen. Der klangliche Schwerpunkt liegt auf der Arbeit des Kollektivs und seiner unwahrscheinlichen Muse, und das Ergebnis ist eine lebendige, atmende Übung, die dieses unbekannte Pferd wahrhaftig wieder zum Leben erweckt.
Am 16. Oktober bringt Matthew Herbert dieses grandiose Werk nun erstmals nach Hamburg in den Großen Saal der Elbphilharmonie. Anstelle des London Contemporary Orchestra ist für dieses besondere Konzert das ensemble resonanz dabei, welches sich nicht nur hierzulande einen ebenso guten wie experientierfreudigen Ruf erarbeitet hat und ganz sicher eine hervorragende Wahl ist.

Einlass: 19:00 Uhr

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix