Hypertopia versteht sich als Ort zwischen heute und morgen. Angetrieben von der Vision eines kollektiven Bewusstseinswandels antizipiert das transdisziplinäre Ausstellungs- und Themenprogramm eine Zeit nach der Krise, um Denk- und Gestaltungsansätze für eine zukunftsfähige Gegenwart zu entwickeln. Anhand künstlerischer Positionen, Propositionen und explorativer Projekte, die spekulative mit wissenschaftlichen Methoden verbinden, werden Hierarchien hinterfragt, Ideen erprobt und alternative Szenarien eines kooperativen, biodiversen Miteinanders entworfen. Anstatt Weisungen oder gar Antworten geben zu wollen, folgt das Programm der Fragestellung, wie der anhaltende Moment des gefühlten Ausnahmezustands die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Technik auf eine Art transformieren kann, die Nischen der Hoffnung eröffnet und zu nachhaltigem Handeln ermutigt.
Das Zeitalter des Anthropozän steht im Zeichen zahlreicher Krisen, deren Wirkungszusammenhänge wir gerade erst zu verstehen beginnen. Menschliche Bedürfnisse haben die Welt mitunter unwiderruflich verändert und die Kräfte des Erdsystems aus dem Gleichgewicht gebracht. Obwohl wir als weltgestaltende Spezies Teil des Systems und in vielerlei Hinsicht selbst eine Art Naturgewalt sind, fühlen wir uns in Blick aufs große Ganze zunehmend entfremdet. Die Zusammenhänge sind komplex, die Lage ist kritisch. War unser Beziehungsstatus zu diesem Planeten und seinen vielfältigen Lebensformen jemals so kompliziert?
Hypertopia nähert sich dieser planetarischen „Beziehungskrise“ mit einer Reihe vielfältiger Denk- und Darstellungsformen. Von einer Videoarbeit, die viktorianische Polar-Mythen aus Sicht des Eises erzählt über eine datenbasierte Lichtskulptur bis hin zu einer Installation, die als kollektiv geformtes Gewebe den Galerieraum erobert, reflektieren die künstlerischen Positionen der Ausstellung grundlegende ökologische, geologische und gesellschaftspolitische Herausforderungen unserer Zeit.
Begleitet wird die Ausstellung von einem dezentral angelegten Rahmenprogramm, das ihre Ideen in den öffentlichen Raum trägt, von der Galerie ins freie Gelände. Anstatt in konventionellen Diskussionsrunden oder Denkmustern zu verharren, schickt das partizipative Format BesucherInnen auf die Reise, um von den ausgestellten Kunstwerken ausgehend neue Hinweise und Impulse zu sammeln. Neben autarken Trips wird es gemeinschaftliche Touren geben, die an relevanten Bezugspunkten in der Stadt Station machen. Startpunkt aller Expeditionen ist das STATE Studio, ihr Ziel ist der Weg.
Um Nährboden für ein organisches Ideengeflecht zu bieten, fördert Hypertopia Gedankenexperimente, die einen neuen Zugang zur Welt offerieren und über individuelle Bedürfnisse hinausgehen. Was alle Projekte, Positionen und Formate gemeinsam haben ist die Überzeugung, dass unsere gegenwärtige Erdpolitik gute Gründe hat, ihre inneren Beziehungen neu zu justieren. Zudem eint sie eine kreative Fliehkraft, die stark genug ist, um dem Gefühl von Ohnmacht einen neuen, kollektiven Optimismus entgegenzusetzen.
Hypertopia präsentiert Arbeiten von Alexandra Daisy Ginsberg (UK), Ani Liu (US), Salvatore Iaconesi und Oriana Persico (IT), Himali Singh Soin (UK/IND), Dominique Koch (CH), Jana Maria Dohmann (D) sowie ein Gemeinschaftsprojekt der STATE-initiierten Curious Minds Community.